2016 existiert das Verwaltungskonstrukt Rheinhessen 200 Jahre. Auch der Presseclub Mainz hat dieses Thema auf dem Radar. Gestartet wird mit einer “Wein-Recherche”. Sie findet am 23. Februar ab 19 Uhr im Erbacher Hof (Bischof-Colmar-Raum) statt.
Im weiteren Verlauf des Jahres soll es noch zwei zusätzliche “Wein-Recherchen” geben. Den Auftakt bilden zwei Betriebe, die vom Rheinhessenwein e.V. ausgewählt wurden. Es folgen zwei Mainzer Winzer, dann zwei VDP-Mitgliedsfirmen.
Auch diese Veranstaltungen haben einen journalistischen Charakter. Sprich: Zunächst stellen sich die Weingüter kurz vor. Anschließend wird Betriebs- und Branchenspezifisches hinterfragt. Danach
gibt es eine duale Blindprobe mit jeweils vier trockenen Weinen: Gutswein, Lagenwein, Ortswein (alle weiß) und Rotwein (Selectionsqualität).
In der Auftaktveranstaltung zeigen “Meisterschüler ihre Meisterwerke”. Sie stammen aus den Weingütern Braunewell (Essenheim) und Spiess (Bechtheim). Sie vertreten die Generation
junger Winzer, die bei renommierten Betrieben und nicht zuletzt im Ausland gelernt haben. Ihr Wirken ist ein Spiegelbild der gegenwärtigen Dynamik in der rheinhessischen Weinszene, die
weltweit Beachtung findet. Beide zählen zu den hiesigen Top-Betrieben und stehen für eine Herkunftssystematik, wo der Fokus auf der Differenzierung zwischen Guts-, Orts- und Lagenweinen liegt
(VDP-Modell).
Zum Wohl – lassen Sie sich dieses rheinhessische Geschmackserlebnis nicht entgehen.
Informationsgeprägtes Geschmackserlebnis
Erste “Wein-Recherche” mit Braunewell und Spiess
Vor dem Hintergrund des 2016 anstehenden Jubiläums “200 Jahre Rheinhessen” hatte der Presseclub Mainz zu einem “Rheinhessen-Check/Wein-Recherche” eingeladen. Rund 40 Mitglieder probierten in der
Willigis-Klause des Erbacher Hofes jeweils vier Weine der rheinhessischen Weingüter Braunewell (Essenheim) und Spiess (Bechtheim). “Es war jedoch keine klassische Weinprobe”, sagte Organisator
und Moderator Hermann-Josef Berg, “eher ein informationsgeprägtes Geschmackserlebnis. Und weil wir ein Presseclub sind, haben wir es Wein-Recherche genannt.”
Rheinhessenwein-Geschäftsführer Bernd Kern sprach nach der Veranstaltung von “einem interessanten Format”. Er selbst hatte dafür “zwei Meisterschüler und deren Meisterwerke” ausgesucht.
Braunewell und Spiess – vom renommierten Weinführer Gault Millau mit mehreren Trauben ausgezeichnet – gehören zu der Generation jüngerer Winzer, deren Wirken ein Spiegelbild der
gegenwärtigen (Qualitäts-)Dynamik in der rheinhessischen Weinszene ist.
Berg und Oliver Bock, beide Autoren des “Rheinhessischen Weinschmeckers”, hinterfragten – vor und zwischen den Proben – verschiedene Aspekte zu den Betrieben, deren Weinphilosophien,
Marktpositionierung und Absatzstrategien bis hin zum Mindestlohn. Bei diesem Thema kritisierten beide Weingüter den schon von der Wirtschaft generell beklagten enormen bürokratischen
Aufwand.
Das VDP-Klassifikationsmodell (Guts-, Orts- und Lagenwein) – auch Verkostungsbasis dieser Wein-Recherche – bezeichneten Stefan Braunewell und Johannes Spiess als vom Weinkonsument zwar noch nicht
durchweg gelernt, aber hilfreich in der Vermarktung. Braunewell hält aber auch dieses Modell für optimierbar und hat seine Qualitätspyramide um die Kategorie Literwein ergänzt.
Wie aber muss ein Grauer Burgunder aus der Essenheimer Lage Teufelspfad oder ein Bechtheimer Geyersberg-Riesling schmecken? Nur auf das Terroir (die Böden) wollten Stefan Braunewell und Johannes
Spiess eine Charakterisierung nicht reduzieren. Beide vertraten die Ansicht, dass insbesondere die Orts- und Lagenweine auch “ein Stück Region” vermitteln, sprich: authentisch sein sollten.
Nachhaltigkeit im Weinberg und -keller seien dafür wichtige Voraussetzungen. Bio- oder Demeter-Betriebe zu sein, streben beide Weingüter allerdings nicht an – Johannes Spiess sah sich eher als
Fan der Wein-Nachhaltigkeitsinitiative “Fair’n Green”.
Die “Wein-Recherche” im Presseclub Mainz wird Anfang Mai mit den Mainzer Weingütern Fleischer und Vollmer fortgesetzt. Mitte August werden dann die Ingelheimer VDP-Weingüter Neus und Schloss
Westerhaus unter die Lupe genommen.